Stefan Nießen hat jüngst gesagt: „Das Vertrauen von bonprix in das Versandzentrum ist groß!“ Liegt der Betriebsleiter der Hamburger Straße richtig?
Martin Umland: Er liegt zu einhundert Prozent richtig! Wir wickeln ja bereits seit vielen Jahren große Mengen in Haldensleben ab und bedienen von dort aus nahezu alle unsere europäischen Märkte. Das Versandzentrum ist das Herzstück unserer internationalen Logistik. Unsere Erfolgsgeschichte der letzten Jahre ist ganz eng verknüpft mit den Kolleginnen und Kollegen in Haldensleben. Wie wichtig eine funktionierende Logistik ist, haben wir gerade in diesem Jahr erlebt – vielen Dank an die Kolleginnen und Kollegen für die Leistung in dieser schwierigen Zeit.
Künftig wird in der Hamburger Straße ausschließlich bonprix abgewickelt. Warum passen Logistikbetrieb und Modemarke zusammen?
Die Entscheidung für Haldensleben haben wir immer bewusst getroffen. Wir freuen uns über die Entscheidung und wir wollen gemeinsam die Zukunft gestalten! Das Versandzentrum passt sehr gut zu unserem Geschäftsmodell und zu dem, was wir tun: nämlich Textilien in großen Stückzahlen und hohen Sendungsschnitten zu versenden. Wir haben bei bonprix mit etwa 150.000 Artikeln ein relativ schmales Sortiment, aber mit einer hohen Drehzahl auf jedem Stück. Dazu verkaufen wir fast ausschließlich Textilien, kaum Hartwaren und keine Technik. bonprix ist standardisiert und einfach – und genau hier und in Sachen Effizienz ist die Hamburger Straße unschlagbar. Eine Fokussierung auf nur ein Geschäftsmodell kann und wird Kräfte freisetzen.
Und warum kann sich das Versandzentrum, können sich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf bonprix freuen?
Aus mehreren Gründen: Zum einen hat bonprix als Modemarke ein sehr gesundes & zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Wir entwerfen Mode, lassen sie produzieren und anliefern und verkaufen sie dann über unsere eigenen europäischen Webshops und Apps. All das liegt also in unserer eigenen Hand. Zweitens sind wir stark internationalisiert, das heißt, nicht allein abhängig von der Konsumlaune in Deutschland. Und drittens wollen wir weiterwachsen. Wir sind also bereits erfolgreich, planen aber noch erfolgreicher zu werden.
Auf welche Weise wollt Ihr Wachstum von bonprix erreichen, das dann ja auch der Hamburger Straße nützt?
Neben dem aktuellen Trend zum Onlinehandel haben wir ganz konkret beschlossen, im Jahr 2021 in Deutschland, Frankreich und in Osteuropa zu wachsen und dort zu investieren. Das betrifft viele vertriebliche Maßnahmen, die dann zu Umsatz und Mengen führen. Mit einer guten operativen Leistung kann der Betrieb einen wichtigen Beitrag zum gemeinsamen Erfolg leisten. Darüber hinaus gehen wir im Februar wieder in einen neuen Markt, nämlich nach Finnland. Unser Ziel ist es für unsere Kundinnen in ganz Europa ein tolles Einkaufserlebnis mit schöner Mode zu schaffen.
Also war auch die Fähigkeit des Versandzentrums, international ausliefern zu können, bedeutsam für den Schulterschluss mit bonprix?
Ja, etwa die Hälfte unserer Ware geht schließlich ins Ausland. Hierzu ist die zentrale Lage in Europa ideal, wir sind in Haldensleben schon heute in der Lage, Sendungen für Kundinnen und Kunden nahezu in ganz Europa zu kommissionieren und zu versenden. Wir wissen, dass auch in der Digitalisierung von Prozessen weiteres Potenzial besteht. Wir profitieren gegenseitig von Verbesserungen und schlankeren Prozessen. Beispielsweise wollen wir die Voraussetzungen schaffen, im Warenausgang noch stärkeren Fokus auf internationalen Versand zu legen.
Voraussetzungen schaffen, das klingt nach Investitionen, die auf das Versandzentrum zukommen. Ist das richtig?
Ein ganz wichtiger Punkt! Ich möchte verdeutlichen, dass wir in einem Boot sitzen: Wir können nur gemeinsam erfolgreich sein. Ohne einen guten Service der Hamburger Straße sind wir als bonprix nicht erfolgreich im Markt. Ist bonprix erfolgreich im Markt, freut sich die Hamburger Straße über Mengen. Das heißt für mich: Sind künftig Investitionen im Versandzentrum erforderlich, möchte ich diese deswegen auch gemeinsam stemmen. bonprix wird also auch selbst Geld in die Hand nehmen, um Prozesse in der Hamburger Straße zu verbessern.
